Gedenkstunde zum Volkstrauertag, So., 17.11.2024 / Bericht aus der MZ -Stadtteil Greven vom 18.11.2024
von Regina Sommer
GREVEN. „Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg”, lautete das an Mahatma Gandhis Buchan gelehnte Thema der diesjährigen Gedenkstunde zum Volkstrauertag. Die hatte einen besonderen Gast.
Im Sitzungssaal des Rathauses in Greven hatten sich am Sonntagvormittag nämlich rund 150 Interessierte eingefunden, um der Opfer von Gewalt und Krieg zu gedenken und die Ansprache des Ehrenvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Münster, Sharon Fehr, zu verfolgen. Zunächst begrüßte jedoch Grevens Bürgermeister Dietrich Aden die Gäste. „Ich freue mich über die große Resonanz zur heutigen Gedenkstunde. Es ist mir eine große Ehre, Sharon Fehr hier in Greven begrüßen zu dürfen“, betonteer. Für eine bewegende musikalische Untermalung der Gedenkstunde sorgten Grazyna Bockelmann(Cello), Ferdinand Stein(Cello) und Vasil Laghidze (Klavier) von der Musikschule Greven-Emsdetten-Saerbeck. Zum Einstieg trugen Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Gesamtschule ihre Wortbeiträge zum Volkstrauertag vor.
Die Jugend sei heutzutage mehr denn je aufgefordert, Zivilcourage zu zeigen, betonten sie. „Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss“, beendeten die Schüler ihre Beiträge mit einem Goethe-Zitat. Sharon Fehr begann seine bewegende Ansprache mit der Erinnerung an die Opfer der beiden Weltkriege. Die Erinnerung sei eine Verpflichtung, die Schrecken der Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern sie bewusst im Gedächtnis zu behalten. „Demokratie, Menschenwürde, Pressefreiheit, soziale Verantwortung und Mitmenschlichkeit sind keine Automatismen. Siebedürfen des Schutzes unserer ständigen Wachsamkeit, damit uns der Friede, an den wir uns seit Ende des 2.Weltkrieges gewöhnt haben, nicht wieder abhandenkommt”, betonte Sharon Fehr.
Frieden sei weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden bedeute, wachsam zu sein und Brücken zu bauen. Der Volkstrauertag sei ein Tag, an dem wir innehalten und Brückenbauenzwischen Vergangenheit und Zukunft. Seitdem Überfall der Hamas auf mehr als 1.200 junge Israelis am 7. Oktober2023 sei der Antisemitismus wieder aufgeflammt. Diese neuerliche Diskriminierung der Juden in allen Nationen machedeutlich, wie schmerzhaft Erinnerungen sind. Erneut spürten Juden in aller Welt, dass Hass und Hetze gegen sie zugenommen hätten.
Die Lehre des Talmud besagt, dass man drei Schritte zurücktreten solle, bevor man das Gebet „Kaddisch“ beendet“, schilderte Fehr. Zurücktreten sei hilfreich, um sich selbst ein wenig zurückzunehmen. Dies helfe zu erkennen, dass man als Einzelperson nicht das Maß aller Dinge ist. Gemeinsam solle man aufmerksam sein und aufstehen, damit der Frieden, an den wir uns nach der Shoa gewöhnt haben, nicht etwa „schleichen abhandenkommt“, so Sharon Fehr. Die Geschichte des jüdischen Volkes sei geprägt von Schmerz und Verlust, aber auch von unerschütterlicher Hoffnung und der Vision
einer besseren Zukunft. Der Volkstrauertag rufe dazu auf, Brücken zu bauen, selbst wenn es schwierig ist. Wir alle hätten die Verpflichtung, für die Würde jedes Einzelnen einzustehen, unabhängig von Herkunft, Religion und Überzeugung, so Sharon Fehr. Er beendete seine berührende Ansprache mit „Shalom“, einem Wort, das Frieden au feine besondere Weise beschreibt. Shalom steht für Frieden, für Ganzheit und Harmonie–in der Welt und in uns selbst. Die zahlreichen Gäste dankten mit langanhaltendem, stehendem Beifall.