Podiumsdiskussion in der “Alten Synagoge” in Coesfeld am 27.04.2025
Am vergangenen Sonntag, 27.04.2025, fand die Podiumsdiskussion „Seite an Seite – Christlich-jüdische Freundschaften im Münsterland“ statt. Auf dem Podium: (s. Bild von rechts) Superintendentin Susanne Falcke, Sharon Fehr, Ehrenvorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster, Kreisdechant Jörg Hagemann, Moderatorin Julia Geppert. Eingeladen hatte Kreisdechant Jörg Hagemann. Vorausgegangen war ein Besuch interessierter Bürgerinnen und Bürger des Stadtdekanats Coesfeld gemeinsam mit Jörg Hagemann und Superintendentin Susanne Falcke.
Die Veranstaltung war geprägt von offenen Gesprächen, ehrlichen Einblicken und einer beeindruckenden Vielfalt an Perspektiven, die das christlich-jüdische Miteinander im Münsterland widerspiegelten.
Bereits zu Beginn machte Moderatorin Jule Geppert deutlich, dass sich seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 – bei dem 1.200 Israelis getötet wurden und der den größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoah darstellte – die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland verdoppelt habe.

Ich selbst konnte schildern, wie sehr wir den 7. Oktober bis heute tagtäglich spüren. Er hat eine tiefe Erschütterung in der jüdischen Community weltweit ausgelöst, und auch das jüdische Alltagsleben hier im Münsterland massiv verändert. Viele Gemeindemitglieder sind spürbar verunsichert und haben große Sorge, sichtbare Zeichen ihres Glaubens wie Kippa und/oder Halskettchen mit Davidstern in der Öffentlichkeit zu tragen
Zusammengefasst, Zitat:
„Ich bin traurig und wütend zugleich. Nach über 80 Jahren der Shoa wird uns nahegelegt, alles zu vermeiden, was uns auf offener Straße als Juden erkennbar macht. Aber ich bin das, was ich bin – und dafür sollte ich doch keine Angst haben müssen.“
Kreisdechant Jörg Hagemann: „Als religiöse Menschen kann es nicht sein, dass Ihr Eure Religion nicht leben könnt. Es ist wichtig, solche Erlebnisse und Gefühle miteinander auszutauschen. Superintendentin Susanne Falke ergänzt, dass es wichtig ist, „(…) mit den Ohren, dem Verstand und dem Herzen zu hören“.
Zur Frage des Themas der Moderatorin Jule nach der Bedeutung von christlich-jüdischer Freundschaft führte ich aus: „Freundschaft – das klingt vertraut, fast selbstverständlich. Aber gerade im christlich-jüdischen Verhältnis ist Freundschaft alles andere als selbstverständlich. Sie ist geprägt von Brüchen – aber auch von beeindruckenden Zeichen der Annäherung, des Dialogs und wachsender Freundschaft als Ergebnis eines langen, behutsamen Prozesses durch:
- Aufeinander zugehen,
- Zuhören,
- Verstehen,
- Reflektieren – und durch den klaren Willen, gemeinsam eine menschenfreundliche Gesellschaft zu gestalten, in der es nicht länger Angst machen muss, anders zu sein.“
Vor allem bedeute für mich christlich-jüdische Freundschaft: aufeinander zuzugehen – auch, oder gerade weil es Unterschiede gibt; zuzuhören, selbst wenn es unbequem ist, und füreinander Seite an Seite einzustehen, wenn es notwendig ist.
Fazit der Veranstaltung:
- Erinnerung, Begegnung und Bildung bleiben tragende Säulen für ein gelingendes Miteinander.
- Es braucht den Mut, unterschiedliche Perspektiven anzunehmen und die Ehrlichkeit, auch kritische Themen gemeinsam zu erörtern.
- Und es braucht das klare Zeichen, Seite an Seite für eine offene und solidarische Gesellschaft einzustehen.
Die Veranstaltung war ein wichtiges Zeichen für den Fortbestand und die Weiterentwicklung christlich-jüdischer Freundschaften im Münsterland – auch angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Ein herzliches Dankeschön nachträglich auch an Jule: Ihre klar formulierten, treffend auf das Thema abgestimmten Fragen und ihre lockere, aber stets professionelle Moderation haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Podiumsdiskussion so lebendig, offen und zugleich strukturiert verlaufen ist. DANKE :-)