
Vorwort
Die Jüdische Gemeinde Münster blickt auf eine bewegte Geschichte von Zerstörung, Neuanfang und wachsender Lebendigkeit. Aus den Wurzeln einer kleinen Gemeinde nach der Schoa ist eine vielfältige Gemeinschaft entstand, die heute fest in der Stadtgesellschaft verankert ist.
Wir stehen für gelebte Tradition, Offenheit und Dialog – und treten dem wachsenden Antisemitismus entschieden entgegen. Gemeinsam mit unseren Partnern gestalten wir eine Zukunft, in der jüdisches Leben in Münster sichtbar, sicher und lebendig bleibt. „Wir lassen uns weder sprachlos noch wehrlos machen.“
Anfänge im Mittelalter
Die Jüdische Gemeinde Münster gehört zu den ältesten Gemeinden Nordwestdeutschlands.
Bereits im 12. Jahrhundert wird sie mündlich überliefert erwähnt. Die damalige Gemeinde siedelte im Bereich des heutigen Rathausinnenhofes. In der Pestzeit (1348–1351) erlosch sie, erst im 19. Jahrhundert kehrten Juden dauerhaft zurück. 1830 entstand eine erste neue Synagoge in der Loerstraße.
Zerstörung und Neubeginn im 20. Jahrhundert

Die prächtige Synagoge Münsters wurde in der Pogromnacht am 9./10. November 1938 niedergebrannt. Nach der Schoa kehrten nur wenige Überlebende zurück und feierten 1945 im Betsaal der Marks-Haindorf-Stiftung den ersten G’ttesdienst – Symbol des Neubeginns. 1961 wurde die neue Synagoge an der Stelle der zerstörten Synagoge errichtet.
Wandel durch Zuwanderung
Ab den 1990er Jahren prägte die Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Gemeinde. Sie brachte Integrationsaufgaben, aber auch neue Lebendigkeit.

Heute: eine lebendige Gemeinschaft
Heute finden an jedem Schabbat und zu allen Feiertagen G’ttesdienste statt. Kinder und Jugendliche erhalten Religionsunterricht. Zum Gemeindeleben gehören Jugendzentrum ‚HaTikva‘, Seniorenclub, Frauenverein, Bibliothek, Sozial-Sprechstunden, Chor und Sportangebote.

Perspektiven und Herausforderungen
Mit rund 486 Mitgliedern ist die Gemeinde lebendig, aber klein. Zentrale Aufgaben sind Nachwuchsgewinnung, Förderung junger Familien und Integrationsarbeit. Seit den Terrorangriffen vom 7. Oktober 2023 erleben jüdische Gemeinden weltweit einen dramatischen Anstieg des Antisemitismus. Unsere Antwort: Wir lassen uns nicht einschüchtern. Mit Tradition,
Gemeinschaft und starken Partnern gestalten wir Räume, in denen jüdisches Leben sichtbar bleibt, Generationen verbindet und in der Stadtgesellschaft fest verankert ist.
Anmerkung: Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte und Gegenwart der Jüdischen Gemeinde Münster finden Sie hier als PDF.