Erneut muss die Polizei nach den Schüssen auf das Haus des Rabbiners neben der Synagoge in Essen ihre Präsenz vor unseren jüdischen Einrichtungen in NRW erhöhen. “Aufgrund der Gesamtentwicklung und der (…) Ermittlungsergebnisse” seien die Schutzmaßnahmen nun “landesweit angepasst” worden, hieß es am Mittwoch aus dem NRW-Innenministerium.
Leider müssen wir beobachten, dass antisemitische Straftaten bis hin zu antisemitische Hassverbrechen bei gleichzeitig sinkender Kriminalität – weiter zunehmen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Ich schäme mich dafür, dass in diesem Land Synagogen, jüdische Kindertagesstätten und Schulen immer noch bewacht werden müssen. Wir müssen alles dafür tun, dass das nicht mehr nötig ist.“
Wer wie der AfD – Politiker Alexander Gauland Hitler und die schrecklichen Verbrechen der Nazis als „Vogelschiss deutscher Geschichte“ bezeichnet und wie der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke (selbst Geschichtslehrer von Beruf) eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordert und gar behaupten, Schulen würden die deutsche Geschichte im Unterricht „mies und lächerlich“ machen, trägt dazu bei, dass Jüdinnen und Juden sich hierzulande höchst verunsichert fühlen.
So lange auch 82 Jahre nach der Shoa Synagogen, jüdische Schulen, Gemeindezentren und andere Orte, wo jüdische Menschen zusammenkommen, um gemeinsam jüdische Feste zu feiern, am jüdischen Religionsunterricht teilzunehmen oder ganz einfach und in Frieden Freizeit miteinander zu verbringen und gleichsam auf dauerhaften Polizeischutz nicht verzichtet werden, scheinen wir von einem „normalen“ Leben als Juden in Deutschland noch ein weites Stück entfernt zu sein.
Aber was bedeutet „normales“ jüdisches Leben in Deutschland? Und kann es überhaupt normal sein? Ist die Skepsis, vor allem jetzt nach der länderübergreifenden Terrorrazzia gegen Reichsbürger, die einen gewaltsamen Umsturz des Bundestages planten, angebracht, ob Rechtsextremismus mit all seiner Menschenfeindlichkeit und seinen antisemitischen Hassparolen in Deutschland wirklich auch abgedankt hat?
Dennoch: Wir geben die Hoffnung nicht auf. Unser jüdisches Volk hat schon viele große Herausforderungen gemeistert.SHALOM